Der Berichterstattung in der regionalen Tageszeitung zufolge beschlossen im letzten Sommer zwei Basler Unternehmer, die Fassade ihrer Geschäftsliegenschaft zur Abmilderung der Sommerhitze zu begrünen. Schliesslich werden Fassadenbegrünungen als Bestandteil der sogenannten Schwammstadt-Vision in Basel grossgeschrieben und mit einem Förderprogramm unterstützt. Von der Projektumsetzung (Grösse des Pflanzplatzes gerade mal 40 x 60 cm) hatten die Unternehmer eine klare Vorstellung: Trottoir aufspitzen, Loch graben, Kletterpflanze rein, Loch zuschaufeln. Es war ihnen aber auch bewusst, dass die beabsichtigte Grabung einer Bewilligung bedarf. Also suchten sie den Kontakt mit der kantonalen Verwaltung – der Startschuss zu einem helvetisch perfektionierten Bürokratie-Prozess und Ämtermarathon, der seinesgleichen weit suchen muss.
Beim Augenschein vor Ort erkundigte sich der zuständige Strassenbaumeister, wieso die Bauherrschaft bei ihrem Vorgehen das städtische Ablaufdokument für Fassadenbegrünungen nicht beachtet habe. Von einem solchen Dokument hatte weder die Bauherrschaft noch deren Architekt je etwas gesehen oder gehört. Kein Wunder: Die zuständige Stadtgärtnerei hatte dieses gar nie publiziert, weil die finale Version noch fehlte. Unterdessen scheint die definitive Version fertiggestellt. Dennoch fehle das Papier weiterhin, weil es sich um ein rein internes Dokument handle.
Im August 2024 reichte die Bauherrschaft ihr Baugesuch für «ein Pflanzloch im Trottoir für Fassadenbegrünung» ein. Dann wurde das Projekt im Rahmen eines veritablen Ämter-Marathons durch nicht weniger als 19 Instanzen geprüft. Die Konsultationsroute führte unter anderem über die Abteilung Abfall, Feuerpolizei, Lärmschutz, Stadtbildkommission, Stadtgärtnerei, Allmendverwaltung, städtische Verkehrsbetriebe, Energieversorger, Swisscom, Cablecom bis hin zur städtischen Verwaltungsabteilung «Strassen, Kunstbauten, Leitungstunnel». Schliesslich erfolgte im Oktober die Baubewilligung. Dies jedoch nicht ohne die Zusatzauflage zur Erstellung eines Pflanzen-Pflegekonzepts. Sehen wollte diesen «Pflanzen-Unterhaltsplan» dann aber scheinbar niemand. Offensichtlich ging es nur um die Bestätigung, dass ein solches Konzept vorliegt.
Die Formel dieser Bepflanzungsprozedur: 1 Baugesuch plus 19 Instanzen in 8 Monaten addiert mit Kosten von 17 000 Franken ergeben 1 neue Grünpflanze in der Stadt. Mit Blick auf dieses Ergebnis scheint es geradezu passend, dass in drei Monaten in Basel der Weltkongress der Dach- und Fassadenbegrünung stattfindet. Der internationale Expertenaustausch lässt auf Optimierungen hoffen …
Markus Meier, Direktor HEV Schweiz